Aus aktuell bekanntem Anlass berichten die Medien im Moment täglich von Großschlachtbetrieben – oder nennen wir sie eine Art „Tötungsindustrie“ – und ihren Bedingungen. Betrachtet man die Situation rein ethisch, sieht man ein verstörendes Bild. Auf der einen Seite die fragwürdigen Arbeitsbedingungen der in dieser Industrie Beschäftigten und auf der anderen Seite die Behandlung der Tiere und die fleischverarbeitenden Abläufe. Nach meiner Auffassung sollte man beide Aspekte klar trennen. Ich möchte heute meine Gedanken zu Letzterem mit euch teilen, da ich über Essen und Trinken schreibe.
Wir lesen von Schlachthöfen in Deutschland, die am Tag bis zu 30 000 Schweine schlachten! Was für eine Zahl! Wir lesen auch, dass sich immer mehr Verbraucher über die Mechanismen der Fleischverarbeitung empören. An dieser Stelle muss zunächst erklärt werden, dass die großen Industriebetriebe strengstens überwachte Bereiche sind. Alles was dort vor sich geht, ist gesetzeskonform. Veterinäre, die die Abläufe optimieren, sind täglich vor Ort. Unsere gewählten Politiker, die von Lobbyisten beraten werden, geben die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Tötung und Schlachtung unserer Tiere vor. Regionale Schlachthöfe mussten schließen, da die Umsetzung der gesetzlich verlangten Auflagen für sie zu teuer wurde. Als Konsequenz daraus erfolgte die Zentralisation – was wiederum vielfach Tiertransporte über hunderte von Kilometern zur Folge hat. Die Logistik rund um die Verarbeitung der Tiere wurde immer mehr verbilligt, der Preisdruck wurde enorm.
Für uns im Rebstock war Ende 2018 klar, dass dies keine Zukunft hat; dass diese Bilder von riesigen zentralisierten Schlachtbetrieben der Vergangenheit angehören müssen!
So haben wir uns nach kurzer Überlegung dem Projekt Weide Schlachtung SMA angenommen. Leider können wir noch nicht komplett umstellen, da dieses ethisch hochwertige Rindfleisch in den Mengen nicht verfügbar ist. Jede neue Idee am Anfang braucht Pioniere wie Sandra Kopf und Thomas Mayer, die mit ihrem Team das Projekt weiter ausbauen.
Unser Schweinefleisch beziehen wir vom Schrodi Metzger aus Efringen-Kirchen, der seine Schweine von regionalen Bauern (Umkreis 4 km) bezieht. Also auch hier kurze Wege mit Transparenz für uns und unsere Gäste.
Das alles geht nur, wenn wir uns umerziehen, in dem wir immer weniger „Quälfleisch“ kaufen! Ich frage also: Wo ist der Unterschied zwischen Nachbars Lumpi und einer Muttersau, die mit ihren 12 Ferkeln auf 1,5 m² kauern muss?!
Das neue SMA Projekt – „Aufzucht und Tötung der Schweine auf der Weide“ – berichte ich euch in einem meiner nächsten Posts…
Wie also soll/kann sich der Verbraucher wehren, bzw. zur Verbesserung von Bedingungen für Mensch und Tier beitragen? Vielleicht so: Denke regional und schaue dem Metzger deines Vertrauens über die Schulter! Mache dir dein eigenes Bild! Transparenz schafft Vertrauen und erzieht uns in der Frage, wie wir unsere Zukunft gestalten!
Ich möchte mit meinen persönlichen Zeilen zum Denken anregen, da nur der Verbraucher die Möglichkeit hat, etwas zu verändern. Ich möchte meinen Post vom 2.12.2018 hier noch einmal zitieren. Dieser Artikel ist jetzt schon 20 Monate alt, aber so aktuell wie nie zuvor!
„Er hatte ein Leben“
Posted on www.gutedel.blog 02/12/2018 by Martin Krause
Fast jeder von uns isst Fleisch. Viele von uns fragen sich woher es kommt oder ist es Bio, Dry Age, welche Rasse usw. Der Markt ist mittlerweile ein Paradies für Fleischgenießer. Es gibt viele Faktoren von der Fütterung über die Haltung bis zur richtigen Zubereitungsart, aber was die wenigsten von uns tatsächlich hinterfragen ist: DIE SCHLACHTUNG!
Ja, jedes Stück Fleisch hat gelebt, hatte vielleicht auch einen Namen. Diese Tiere müssen getötet werden, damit wir Fleisch essen können. Ja, wir nehmen Leben! Vielleicht gibt es hier Leser, die sich noch an die Hausschlachtung erinnern? Keine Frage, es gibt Schöneres als zu schlachten und dabei zuzusehen. Keiner von uns beschäftigt sich gerne mit unerfreulichen Themen – ich nehme mich hier nicht aus, sondern denke, das ist möglicherweise ein Grund, wieso ich selber da nie so genau hingesehen habe. Und allein den Gedanken an Schlachthöfe möchte man doch sofort wieder verbannen. Sie sind oft genug in den Schlagzeilen. Ein bekanntes Phänomen: Stirbt Katze oder Hund ist es für die Familie ein großes Drama. Was klar ist, denn es gab einen Bezug zu diesem Tier. Andererseits möchte man sich vor dem genussvollen Verzehr nicht damit beschäftigen, wie das Tier, dessen Steak grade auf dem Teller liegt, gestorben ist, denn man kannte es nicht.
Vor circa zwei Jahren durfte ich im Rebstock eine Familie aus Kandern bewirten und kennenlernen: die Familie von Thomas Mayer. Mir wurde sehr schnell klar, dass sich die Familie damit beschäftigt, was sie täglich isst und trinkt.
Was mich aber im Besonderen beeindruckte, war die Haltung der zwei Töchter (8 und 12 Jahre). Tochter Evi hat mich mit ihren 12 Jahren gefragt, ob ihr Kindersteak „Quäl-Fleisch“ ist. Wie bitte?! Quäl-Fleisch?! Ja, Evi weiß, um was es bei der Tierhaltung geht – und was Stress bei der Schlachtung bedeutet.
Vater Thomas schlachtet selber. Er tötet seine Tiere, die alle einen Namen hatten und als Familienmitglieder aufwuchsen. Es wundert sicher niemanden, dass Thomas zwei Wochen vor einer Hausschlachtung unausstehlich ist. Er setzt sich mit diesem Vorgang ganz intensiv auseinander. Ihn beschäftigt das seit Jahren so sehr, dass er mit Gleichgesinnten die Interessengemeinschaft SCHLACHTUNG MIT ACHTUNG gegründet hat, um den Akt der Tötung von Tieren zu erforschen. Ziel ist, die Tötung von Tieren mit der größtmöglichen Würde für das jeweilige Tier zu vollziehen.
Und so entwickelte die IG SCHLACHTUNG MIT ACHTUNG einen Schlachthof auf Rädern, der es dem Metzger ermöglicht, ein Tier auf der Weide zu töten. Damit entfällt der für das Tier unglaublich stressige Verladungs- und Transportprozess. Das Tier stirbt also in seiner gewohnten Umgebung. Eigentlich weiß es nicht, dass es geschlachtet wird. So können wir in den Genuss von Fleisch kommen von einem Tier, das in Würde gelebt und geschlachtet wurde.
Und nun zu „Sepp“
Vom 5.12.18 konnten verschiedene Gerichte von „Sepp“ bei uns genossen werden. „Sepp“ war ein zwei Jahre alter Bulle vom Hinterwälder Rind. Er hatte ein glückliches Weideleben und wurde auf der Weide, in seiner gewohnten Umgebung, durch Thomas Mayer getötet.
Nicht mit Stress, ohne Lebendtransport, dafür mit Respekt! www.sma-fleisch.de
Lieber Martin!
Ich als Fachfrau (Diplom Oecotrophologin – d.h. Diplom Haushalts-und Ernährungswissenschaftlerin) kann Dir nur in allem Zustimmen.
Schon bei uns im Studium wurde auf das „spezielle“ Schweine-Fleisch hingeweisen, welches in der Pfanne viel Wasser lässt – dann schrumpft und zum Schluss hart ist, egal wie lange man es kocht oder schmorrt. Es wird „PSE-Fleisch genannt. Darunter versteht man geschlachtetes Schweinefleisch, das blass (englisch Pale), weich (englisch Soft) und wässrig (englisch Exudative) ist. Meist wurde es billig im Discounter abgeboten. Essen mochte ich es damals schon nicht!
ICh hatte shcon damals (als Studentin mit wenig Geld) das Motto: lieber wenig Fleisch kaufen und GEld sparen – und sich dann ein richtig gutes Stück gönnen.
Nach dem Studium sind Achim und ich ins damals noch geteilte Berlin in den Westteil gezogen – unsere erste Tochter kam zur Welt. Auch dort haben diesen Weg weiter verfolgt: besser wenig – aber gute Quaität. In Berlin -West gab es damasl die ersten „Bio-Lebenmittelgeschäfte“. Die Preise: extrem hoch (was auch durch die Insellage von Berlin West zu erklären war – es musste ja alles durch die Transitzone geschafft werden). ABER: für unsere Tochter gab es Bio – für uns die normal Lebensmittel.
Tja und nach vielen Umwegen sind wir nun auch hier untem im schönen Makrgräfler Land gelandet – sind Dir über eben jene Tochter enge verbunden – und geniessen das gute Fleisch in der Region – aus der Region!
Zusammenfassen gesagt:
Liebe Leute – spart Euch das Geld, welches Ihr für mindere Qualität ausgeben würdet und gebt es dann für ein gutes, leckeres, faires Stück Fleisch aus!
UND: auch Eure Gesundheit dankt es Euch!!
Du solltetst Tagesthemen-Kommentare schreiben. Wir , von der Redaktion der Südland Köche, sind stolz kluge und verantwortungsvolle Köche, wie dich , in unserer Reihe zu haben