Den gutedel.blog hatte ich 2018 gegründet, um den Alltags Medien mit ihrer Berichterstattung zu allen Problemen dieser Welt zu entfliehen und über die schönen und auch wichtigen Dinge zu schreiben, die mir im Rebstock begegnen. Heute, wenige Tage nach Bekanntwerden des zweiten Lockdowns, habe ich beschlossen, über die vergangenen Monate und die aktuelle Situation zu schreiben.
Aber vorab ein historisches Foto von 1913, aufgenommen im Rebstock Innenhof.
Zu sehen eine Schar gut gelaunter Herren, ausgestattet mit Schirm (und ganz sicher auch mit Charme) und Melone, die einen Leiterwagen mit Weinfässern umlagern. Die „11“ steht für 1911, ein Ausnahmejahrgang im Markgräflerland. Oben, hinter dem Herrn mit der Flasche, steht mein Ur-Ur-Ur Großvater, Johann Friedrich Aberer, links daneben seine Schwiegertochter, Maria Sophia und Sohn Ernst Reinhard. Ein Bild, auf dem Egringer zu sehen sind, denen es wohl wirklich gut ging. An jenem Tag. Nicht ahnend, dass ihnen und ihren Familien schreckliche Jahre bevorstanden. Das Bild hängt bei uns am Stammtisch als Zeitzeugnis – und um zu dokumentieren, dass man den Moment genießen sollte.
Heute, mehr als 100 Jahre später, befinden wir uns im bald zu Ende gehenden Jahr 2020 in einer Unsicherheit und regelrechten Unplanbarkeit.
So haben wir unser Haus seit zwei Wochen geschlossen. Nicht weil wir wollten, sondern weil wir mussten – wie die ganze Gastronomie in unserem Land.
Ein paar wenige haben Glück; viele jedoch trifft der erneute Lockdown mit einer unvorstellbaren Kraft zum zweiten Mal in diesem Jahr. Ich möchte hier nicht nur unsere Branche erwähnen, sondern auch alle anderen, die es mindestens so hart trifft. Für uns alle ist es eine wirkliche Herausforderung, die Motivation und Zuversicht zu bewahren. Ein Wechselbad der Gefühle, von Wut, Enttäuschung, Traurigkeit – bis zur Hoffnung. Den Kopf in den Sand zu stecken hilft nicht. Im Gegenteil: Zusammenzustehen und sich gegenseitig zu helfen ist nun wichtiger denn je!
In diesem Zusammenhang denke ich sehr positiv an die vergangenen Wochen und Monate, in denen unser Lokal wieder offen war; daran, wie wir durch den normalen Ablauf wieder auf andere Gedanken kamen und vorsichtig zuversichtlich in die Zukunft blickten. Ich möchte mich an dieser Stelle bei unseren Gästen, aber auch bei unseren Mitarbeitern, sehr herzlich zu bedanken. Wir haben so viel Verständnis und Zuspruch erfahren – das war für uns einzigartig. Gerade auch die Dankbarkeit, als wir im Mai wieder öffneten. Die vielen Gespräche. Der vergangene Sommer hat mich reflektieren lassen, dass es weder im Leben noch im Geschäft immer glatt geht, sondern wir mitunter hohen Wellengang aushalten müssen. Und nun befinden wir uns seit 14 Tagen wieder in einem Sturm, der für ein Wirtshaus zu ruhig ist, dessen Ende und Auswirkungen noch nicht absehbar sind…
Als kleine Erinnerung denken wir an den vergangenen Sommer – und, das muss einfach sein, es ist schließlich der gutedel.blog, meine Weinempfehlung:
Erste Lage, Schliengener Ölacker 2017, Weingut Blankenhorn Schliengen. Ein klassischer Spätburgunder, der gute Laune macht, vielen Dank an Yvonne und Martin Männer für den super Tropfen – ein Mutmacher!
Bis dahin, bliebed gsund und munder mit eme guede Schluck Wii im Glas – Gsundheit!
Euer Martin, mit Brunhilde und Dieter
und unseren Mitarbeitern: Isa, Ruth, Christina, Albi, Sebastian, Christian, Andrea, Jens, Angie, Naomi, Hannah, Ayleen, Shannon, Sophia, Eli, Hildi, Hans und natürlich Toni Tartufo! Danke!
Prima geschrieben alles Gute für euch alle und auf ein schönes und gesundes
Wiedersehen
Uli und Marianne Lochar
Lieber Martin,
es ist so schade das Du deine Trüffel jetzt nicht verarbeiten kannst. Ich denke Du und Toni Tartufo
seit fleißig unterwegs.
Ich hoffe für Euch, das bald all deine Gäste wieder mit deiner Trüffelbutter den Anfang eines schönen Abends in euerem Gasthaus beginnen können.
Christoph & Lydia THOMAS nebst unserem Lagotto Cara
Lieber Martin,
ein wahrer Philosoph spricht aus Dir, so isch: Welcher Luxus, auch in Pandemie-Zeiten, wenn der Weinkeller voll ist und wir wissen: nach all dem Corona-Theater macht auch der Rebstock und alle anderen Gasthäuser wieder auf und dann sitzen wir alle wieder in Euerm schönen Gasthaus – da waren sich die Herren auf Deinem Bild nach zwei fürchterlichen, verlustreichen Kriegen nicht so sicher. Dagegen ist unser derzeitiger Lockdown ein Nichts.
Darauf trinken wier einen …
Liebe und zuversichtliche Grüße,
bleibt Gesund
Erich
(SÜDLAND KÖCHE)
Hallo Martin,
dein Bericht ist sehr berührend. Auch bei uns ist vieles anders geworden. Wir müssen Geduld haben in diesen Tagen und Monaten. Wenn wir dieses Weihnachten die Familie im Badischen Ländle leider nicht besuchen können, so kommen wir sobald es möglich ist wieder! Und dann haben wir auch schon einen Abstecher zu dir nach Egringen fest geplant. Alles Gute, besonders auch für deine Familie und viele Grüße aus dem Hessenland!
Thomas und Daniela
(Vom Trüffelseminar)