Ende Januar folgten mein Vater, unser Trüffel-Hund Toni und ich einer Einladung von Madame Truffe, die eigentlich Bettina heißt und vom Hegau stammt. Wir machten uns auf den weiten Weg nach Südfrankreich zur Trüffelsuche. Zwischen der Stadt Périgueux und Toulouse liegt das Naturschutzgebiet Quercy: Ich fühlte mich in The middle of nowhere! Doch in den schier unendlichen Wäldern liegt ein Dorf mit knapp 1700 Bewohnern, Lalbenque – eines der Trüffel Zentren in Frankreich. Als wir bei 8 Grad und Nieselregen am Montag in Lalbenque eintrafen, konnten wir uns noch nicht vorstellen, was uns hier erwartet. Beeindruckt sahen wir auf stattliche Kalkstein Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert – der eigentlichen Blütezeit der Region.
Im Sommer 2019 hatte ich Bettina bei einer ‚Schulung zum Trüffelanbau in Plantagen‘ kennengelernt. Mir wurde damals schnell klar, dass bei ihr sehr viel Herzblut und Leidenschaft in der Kultivierung von Trüffeln steckt. Bettina und ihr Mann Jürgen haben sich vor 7 Jahren voll und ganz dem Trüffel verschrieben. Sie besitzen einen Hof im Hegau bei Stockach und einen in Südfrankreich; auf beiden zusammen werden auf insgesamt 9 Hektar Trüffel kultiviert. Sie besitzen drei Lagotto Rüden (Moustache, Pitchoune und Tartufe). Hier handelt es sich also definitiv um mehr als „nur“ ein Hobby!
Da es Mittagszeit war, haben wir uns bei Monique im Restaurant Lou Bourdie in Bach getroffen. Ein Restaurant, oder vielleicht eher eine Dorfwirtschaft, das weltbekannt ist. Die Chefin selbst steht in der Küche, die offen zur Gaststube ist. Während sie kocht, beobachtet sie genau das Treiben in ihrer Stube und zaubert mit einer sehr guten und bewährten „Großmutter Küche“ einzigartige Gerichte – ich würde sagen ‚einfach aber gut‘. Frisch gestärkt durch Gemüsesuppe, Enten-Paté und Lammschulter ging es danach endlich in Bettinas Plantagen. Nachdem die Rasselbande aus dem Kofferraum befreit war, dauerte es nicht lange, bis der erste Hund anfing zu graben. Überraschung: ein Tuber Melanosporum erbickte das Licht der Welt! Nach nur 20 Minuten hatten Toni und ich ca. 150 g feinsten Périgord Trüffel im Körbchen. Auf Grund des regnerischen Wetters waren wir und die Hunde leicht paniert mit Erde und freuten uns auf eine Dusche.
Am Dienstag wartete ein weiteres Highlight auf uns. Der Marche aux Truffe, der während der Trüffelsaison immer dienstags im Zentrum von Lalbenque stattfindet. Es liegt schon vormittags eine flirrende Spannung in der Luft, als die einfachen Holztische direkt vor dem Rathaus aufgebaut werden. Man ahnt schon, es passiert heute etwas Besonderes. Ab 13 Uhr treffen die ersten Trüffelbauern ein, die aus über 100 km Entfernung anreisen. Diese melden sich in einem Pavillon an, wo der Trüffel einer Kontrolle unterzogen wird. Mit ihren typischen geflochtenen Körbchen, den rot-weißen Tüchern und den eingebetteten Trüffeln darin nehmen die Trufficulteurs ihren Platz ein. Langsam wabert ein leicht süßlich -nussiger Duft durch die Rue du Marché aux Truffes. Der Platz füllt sich und die ersten Händler oder Touristen fangen an mit den Bauern zu verhandeln, doch verkauft werden darf erst um punkt 14:30 Uhr. Geduld ist gefragt. Wir sind mittendrin und Bettina verhandelt für uns mit einer Bäuerin. Es geht um 300g des schwarzen Goldes. Normalerweise steht Bettina auch auf dem Markt und verkauft ihre Trüffel, aber leider war der Ertrag zu gering und es hat diesmal nicht gereicht. Wir haben uns auf 800€/kg geeinigt und die Dame hat mit dem rot-weißen Tuch die Trüffel abgedeckt. Die große Glocke am Rathaus läutet, der geflochtene Strick fällt und der Markt ist eröffnet. Erst jetzt können wir unsere Trüffel kaufen. Es wird verhandelt und gekauft. Und nach nur 8 Minuten! sind die Körbe bereits leer und der Markt ist beendet. Erleichterung macht sich breit, auch bei Toni, da er leicht nervös auf den ihn umgebenden Trüffelgeruch reagierte.
Nach dem Markt hatten wir noch ein kurioses Erlebnis mit einem älteren Herrn. Er fragte mich, ob unser Trüffelhund auch tatsächlich Trüffel findet. Nach einem stolzen „oui“ meinerseits wollte er tatsächlich Toni kaufen! Ich habe gegrinst und den Kopf geschüttelt. Natürlich verkaufen wir unseren Kobold nicht! Nachdem mein Vater das Ansinnen des Mannes mitbekommen hatte, sagte er auf alemannisch: „Nüüt! D‘ Enkelhund wird nüt verkauft. Jetzt gohts aber los!“ Spätestens da war dem Monsieur klar, dass unser Toni mehr als nur ein Nutztier – und als Familienmitglied unverkäuflich ist. 😊
Zwei unvergessliche Tage mit Madame Truffe, viele interessante Begegnungen und seeeehr viel Trüffel! Hast du Lust bekommen? Dann begleite uns doch einfach im Februar 2021 nach Lalbenque, in die Region Quercy.
Mehr Information zur Trüffelreise unter kontakt@gutedel.blog, in Zusammenarbeit mit www.trufconcept.com
D’Enkelhund….hahahaha
Dieser Bericht macht wirklich Lust!
Merci für diesen überaus genussvollen Bericht aus Lalbenque & Umgebung 🙂
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen!
Da bekomme ich gleich lust auf einen feine Risotto mit frischen Trüffeln. Muss unbedingt wieder ein mal Trüffel besorgen, ist zwar nicht ganz günstig aber man gönnt sich sonst nichts 🙂
Liebe Grüße Nina Jäger