Zum heutigen ersten Dezember hält der Winter Einzug: 2 Grad, Nebel und kalte Füße. Zumindest ist das der Wunsch aller Glühweinproduzenten, also, dass es einem heut richtig kalt ist… denn bei kälteren Temperaturen „hilft“ nur Glühwein, also viel hilft viel!
Recherchiert man zum Thema Glühwein, trifft man immer wieder auf den Begriff ‚Gewürzwein‘.
Mitnichten gibt es den Gewürzwein erst seit dem Heidelberger oder Straßburger Weihnachtsmarkt. Nein, gewürzter Wein hat eine Jahrtausendelange Tradition. Archäologische Funde brachten Reste in Amphoren und Krügen aus vorchristlicher Zeit zutage. Aus dem antiken Rom sind sogar drei Rezepte dafür erhalten und aus dem Mittelalter noch viele weitere. Überlieferungen aus der Antike führen uns zu Conditum Paradoxum oder im Mittelalter zum Hypocras.
Würzwein galt nicht (nur) als Genuss-, sondern vor allem auch als verdauungsförderndes Heilmittel. In diversen Menüfolgen des Hochmittelalters findet er sich deshalb im letzten Gang. Ob diese „Medizin“ ursprünglich kalt oder warm getrunken wurde, ist nicht wirklich bekannt. Einen Hinweis darauf, dass sie nicht nur zur Zubereitung erhitzt, sondern auch heiß getrunken werden sollte, gibt lediglich der Zusatz in einem der ersten Rezepte, dass man den Hypocras beim Filtern nicht erkalten lassen solle.
„Über seine Qualität dürfen wir uns keine falschen Vorstellungen machen: Was für Gewöhnlich auf den tisch kam, hätte nach unserem (verwöhnten) Maßstäben das Prädikat ungenießbar verdient.“ schriebe Andreas Morel in dem Buch „Zur Basler Küche um 1800“.
Damals wie heute ist es vor allem Zimt, der dem Glühwein den typischen Geschmack verleiht. Die weiteren Gewürze variierten im Mittelalter noch stärker als heute. So gab es zu Römerzeiten eine Rezeptur aus Honig, Pfeffer, Mastix (Gummiharz der Mastix-Pistazienbäume), Safran oder auch Dattelkernen. Im frühen und späten Mittelalter haben sich die Rezepturen etwas geändert. Man würzte mit Zimt, Gewürznelken und Orangenblüten, Ingwer, Kardamom und Rosenwasser, aber auch mit Majoran, Muskatnuss und Pfeffer.
Um die Gewürze aus dem Wein zu filtern, verwendete man sehr feine Siebtücher, wie sie auch Apotheker nutzten. Diese waren dann vermutlich auch Namensgeber für das Getränk: Die Bezeichnung HYPOCRAS für den Filter wurde wahrscheinlich einfach übernommen. (Auszüge dieses Textes sowie Hypocras-Rezepte unter https://www.geschichtspark.de/hypocras/)
Und noch etwas: Der Hypocras war in Basel und Umland vor 500 Jahren das In-Getränk schlechthin in der Szene der Seidenweber, Gerber und im Bistum Basel. Aber auch zum Einzug König Heinrichs IV. von England (1367-1413) in Paris wurde der Gewürzwein gereicht, so Andreas Morel in seinem Buch.
Es ist nicht überliefert, ob es damals schon diesen ganz speziellen „Glühwein-Zungenschlag“ gab, den man zurzeit wieder zu späterer Stunde auf Weihnachtsmärkten vernehmen kann… hicks und zum Wohl!
Mein Glühwein-Rezept:
1 Flasche Spätburgunder,
1 Orange,
1 Zimtstange, 6 Nelken, 4 Sternanis
2 EL Rohrzucker und etwas Honig zum Nachsüßen.
Über Nacht ansetzen und 10 Minuten bei 65° C erwärmen, nicht kochen.
Alternativ gibt es ausgezeichnete Glühweine, die schon fertig gemischt sind, z.B. hier: Markgräfler Weintheke


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Ein super Artikel den du geschrieben hast.
Mal schauen was es noch auf deiner Webseite zu sehen gibt.