Oha, jetzt wird’s esoterisch, denkt ihr vielleicht bei dieser Überschrift 😊 Lasst euch überraschen…
Der Mond hat eine Reihe von bemerkenswerten Einflüssen auf unsere Erde, das ist unumstritten. Hierzu zählen der Wechsel von Ebbe und Flut oder auch Wetter Strömungen; und es ist erwiesen, dass die Hebungen und Senkungen des Erdmantels mit den Mondphasen zusammenhängen. Ob manch „absonderliches“ Verhalten von Mitmenschen ebenfalls vom Mond beeinflusst ist, lasse ich hier mal offen…
Ich beschäftige mich schon etwas länger mit der Thematik Mond, Weinbau und Landwirtschaft oder anders gesagt: mich interessiert welcher Einfluss tatsächlich zu beobachten ist. Recherchiert man über Mond und Pflanzen trifft man unweigerlich auf Maria Thun und Rudolph Steiner, die beide intensiv zu dieser Thematik geforscht haben.
Maria Thun hat in ihrer Konstellationsforschung einen Kalender entwickelt, der ihre Beobachtungen, in welcher Mondphase gepflanzt werden sollte, definiert. Also wann wachsen die unterschiedlichen Pflanzen besser (oder schlechter) an. Sie unterscheidet zwischen empfohlener, günstiger und ungünstiger Pflanzzeit. So seien die ersten 5-7 Tage nach Neumond ideal zum Pflanzen der Reben. Hingegen wird Weinlese oder Rebschnitt unmittelbar nach Vollmond empfohlen. Wieso gerade während dieser paar Tage? Für mich ist es nachvollziehbar, da die Phase des zunehmenden Mondes (Richtung Vollmond) tendenziell wasseranziehend (eher Regen) ist. Pflanzt man in dieser Zeit eine Rebe oder einen Baum, wachsen diese besser an, da mehr Wasser in der Erde zur Verfügung steht. Hingegen ist es bei einem Pflanzschnitt eher von Vorteil, wenn die Pflanze das Wasser speichert.
Rudolph Steiners Theorien sind ähnlich und eher auf die Landwirtschaft spezialisiert, weniger auf den Weinbau. Bei ihm spielt nicht nur die astrologische Landwirtschaft sondern auch die biodynamische, also die Förderung von Bodenlebewesen, eine wichtige Rolle. Dies gilt es klar zu unterscheiden.
In der Forstwirtschaft hat der Mondkalender schon seit Jahrhunderten eine große Bedeutung. Der Tag, an dem das Holz geschlagen wird, ist wichtig: „Wer sein Holz um Christmett fällt, dem sein Haus wohl zehnfach hält“, lautet ein alter Spruch. Bauholz, also Bretter und Balken, sollten im zunehmenden Mond von Oktober bis März geschlagen werden, da das Holz dann nicht von Schädlingen befallen wird. Brennholz wird am besten im Oktober im zunehmenden Mond geschlagen, also während der ersten sieben Tage nach dem Oktoberneumond.
Diverse Untersuchungen von H. Spieß zum Einfluss lunarer Rhythmen im biologisch-dynamischen und auch im konventionellen Pflanzenbau erbrachten sehr unterschiedliche Resultate. Mal mit signifikanten – mal mit keinerlei Auswirkungen. Positive Ergebnisse waren in erster Linie in Geschmack und Beschaffenheit des Gemüses feststellbar. Andererseits gab es keine negativen Auswirkungen bei einer „ungünstigen“ Pflanzzeit. Es kam nicht zu Ernteausfällen oder zu geringer Ernte. Herr Spieß hat also tendenziell eher positive Erfahrungen gesammelt.
Da die Unterschiede sich eher in Nuancen bewegen, gibt es natürlich viele Skeptiker und Kritiker der astrologischen Landwirtschaft. 2008 schrieb der Agrarwissenschaftler Florian Freistetter ganz direkt: „Sehr viele Menschen glauben allerdings auch daran, dass der Mond ganz konkret ihr persönliches Leben beeinflusst und dass man besser dran ist, wenn man sein Leben nach dem Mond ausrichtet. Über den Unsinn dieser Mondkalender und andere pseudowissenschaftliche Vorstellungen möchte ich heute schreiben…“
Was also macht der Mond mit unserer Rebe?!
Ich denke, diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Es gibt zu wenig seriöse Langzeitforschungsergebnisse zu diesem Thema. Klar können wir beim Rebschnitt feststellen, dass der Saftfluss der Pflanze bei abnehmendem Mond geringer ist. Doch wirkt sich dieser Effekt nun positiv oder negativ auf die Pflanze aus? Das können wir tatsächlich nicht beantworten. Die für mich interessantere Frage ist, wie beeinflusst der Mond den fertigen Wein. Und darauf gibt es so gut wie keine Antwort, da die Faktoren, die den tatsächlichen Geschmack, das Aroma oder die Qualität ausmachen, zu vielschichtig sind. Gerade sensorische Aspekte sind subjektiv. Es ist also nicht auszumachen, ob der Mond positiven oder negativen Einfluss auf den Inhalt des Glases hat. Können wir einen Vergleichswein ohne Einfluss des Monds produzieren? Nein! Ergo ist ein Vergleich eigentlich nicht möglich.
Die Recherche und meine Gedanken zur Kausalität von Mond und Wein haben mich auf den Geschmack gebracht – und euch vielleicht auch… Ganz gut nachdenken lässt es sich meiner Erfahrung nach bei einem Glas „Postillion“ vom Weingut Blankenhorn, Schliengen; Melange aus Cabernet und Merlot. Mein Lieblingswein bei 9 Grad und Regen!
Sehr zum Wohl!
Guten Tag Herr Krause,
heute haben wir wieder ausgezeichnet gegessen bei Ihnen. Leider ohne Wein, weil wir ja fahren müssen!!!
Freue mich jedesmal auf Ihren Block. Was Sie schreiben ist inhaltlich spannend und sprachlich ein Genuss. Es ist ein feiner Humor zu spüren und ein grosses und vielschichtiges Interesse an der Sache, Freue mich auf das nächste Thema.
Wiederum interessante Überlegungen – zum Wohl auch bei Neu- und Vollmond!
Vielen Dank für einen interessanten Artikel. Wir hoffen, dass Sie weiterhin den Geschmack guten Weins genießen werden und neue Arten finden werden, um den besten Weingeschmack und damit das beste Weinerlebnis zu erreichen. Das beste Weinerlebnis beginnt mit dem richtigen Glas. Wir glauben wirklich dass das beste Weinerlebnis beginnt mit einem Zalto Glas.