oder was passiert eigentlich am STAMMTISCH
In jede Kneipe, Beiz, in jedes Vereinsheim oder Wirtshaus gehört ein Stammtisch.
Ein stabiles, ausladendes – einladendes – Stück Holz, mit oder ohne Schild, das doch viel mehr ist als ein Tisch mit Sitzbank und Stühlen.
Wie ist der Stammtisch eigentlich entstanden?
Anfang oder Mitte des 19. Jahrhunderts häuft sich die Erwähnung von Stammtischen. Vorwiegend auf dem Land, in Gasthäusern, aber ausschließlich für Männer in gehobener Stellung (Bürgermeister, Arzt, Apotheker, Lehrer, Förster oder aber wohlhabende Bauern) gab es den „Stammtisch“. Damals wie heute gibt es keine schriftlichen Regelwerke bzw. Teilnahmerichtlinien. Heute kann im Prinzip kommen und gehen wer möchte, doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die Zusammensetzung des Stammtisches regelt das „Rudel“ meist selbst, oft auch abhängig von der sozialen Stellung.
Nicht vieles hat sich über die Jahrzehnte am Stammtisch verändert: Eine Gruppe von (oft) Männern, aus der gleichen oder ähnlichen sozialen Schicht, die zusammen sitzen, gesellig sind, politisieren und Gesellschaften bilden und formen. Und natürlich: am Stammtisch wird nicht nur g’schwätzt, sondern gegessen – und getrunken. Ist es nicht so, dass sich bereits nach einem Glas Bier oder Wein leichter sagen lässt, was „endlich einmal gesagt gehört“?! Am Stammtisch wird gewettert, geschimpft, aufbegehrt gegen die Politik, Arbeitsbedingungen, Fußball-Vereinsmanagement, Autokonzerne… Der Stammtisch ist vor allen Dingen ein Ort der Behaglichkeit. Hier ist der Ort, um Meinungen austauschen. Nicht immer mit der nötigen Meinungsfreiheit. Aber es wird gelacht, diskutiert und gestritten, jedoch meist so, dass man sich wieder zusammen findet.
Und es wird nach Lust und Laune verzehrt. Und dabei die Gläser manchmal recht schnell geleert. Je nachdem wie sehr das Thema aufwühlt. Der Frust wird sich von der Seele geredet. Und wie in jeder größeren Runde gibt es die Lauten und die Leiseren. Aber alle scheinen sich in diesem Mikrokosmos wohlzufühlen. Hier geht es nicht darum, was jemand anhat und was er sich gönnt. Hier wird nicht gewertet – jedenfalls nicht untereinander. Wo, wenn nicht hier, kann man noch ungefiltert schwätze. Und das Konsumieren in einer Gruppe von Menschen, in der man sich wohlfühlt, ist ein doppelter Genuss. Vertraut auch für die Bedienung, wenn der Klaus vom Stammtisch ruft „Claudia, bring mir doch no e Viertele Guetedel – un e Wurschtsalat“.
Seit einem viertel Jahrhundert haben Varianten der Stammtische zugenommen. Längst nicht mehr nur für Männer, auch die Frauen haben den Stammtisch für sich entdeckt. Oder man geht zum „gemischten“ Stammtisch wie Elternstammtisch, Sprachstammtisch, Sportstammtisch, Hundehalterstammtisch usw… Und früher wie heute ist allen eines gemein: Der Tisch ist regelmäßig wiederkehrend an einem bestimmten Abend an einem bestimmten Tag des Monats für diese Gruppe reserviert; man muss sich nicht an- oder abmelden. Man geht hin solange man möchte und so wie es die Zeit eben erlaubt. Das hat in unserer organisierten und geplanten Zeit noch etwas herrlich Unkompliziertes.
Fortsetzung folgt… bis dahin zum Wohl am Stammtisch!